Der Weg in den Himmel

Selten habe ich den Willen in mir, eine Kirche zu besuchen.

Das hat historische Gründe und führt zurück auf eine großartig Reise nach Schottland mit meinen Eltern zusammen – natürlich im Wohnwagen. Ich war 18 Jahre alt. Wir haben wahrscheinlich die wichtigsten Kirchen, manchmal denke ich – alle Kirchen! – bis rauf nach Schottland besucht. Also ich ja nicht persönlich, das belegen Fotos von mir im Sessel vor dem Wohnwagen – ein schönes Buch in der Hand. Ja Kinder, das war in meiner Jugend der Zeitvertreib. Keine Spielkonsole, kein Handy und auch sonst nix mit Strom. Ich hatte viele Bücher mit. Gottlob.

Apropos Gottlob – sozialisiert als Christ, war ich sogar kurze Zeit Ministrant. Also oft in der Kapelle beim Kaplan. Aber ich wurde relativ rasch gefeuert vom Kaplan, weil ich mir nix gemerkt habe.

Meine Merkfähigkeit war ohnehin unheilig. Highlight war eine Beichte, wo mir aufgetragen wurde zwei Vaterunser und ein Ave Maria (was habe ich da gebeichtet? Kann mir wer sagen, was das war? 2 Vaterunser und ein Ave Maria???? Ich war doch so ein braves Kind!!!) zu beten. Eine unlösbare Aufgabe für mich und mein Gedächtnis. Ich habe dann so getan als würde ich beten und habe halt so die Lippen bewegt, dann brav die O Blatte geschluckt (die hat natürlich immer zuerst am Gaumen gepickt) und hatte Mega Angst, dass das nun nicht mein Weg in den Himmel, sondern in die Hölle war.

Also, jetzt bin ich als Kirchengehverweigerer und Ex Ministrant in Rom.

Und ich freue mich, mit meiner Frau die Peters Kirche zu besuchen. Seltsam, oder?

Um halb 12 stehen wir vor der wirklich großen Kirche auf dem wirklich großen Platz in einer eigentlich nicht so langen Schlange in der brutalen Mittagshitze. Vor uns eine nette Familie aus Afrika, hinter uns zwei Piefke. Zuerst durch die Sicherheitskontrolle wie am Flughafen (bei mir hat es geblinkt, obwohl ich wirklich nichts Metallisches an mir hatte und ich musste noch einmal durch die Schleuse. Natürlich war nix mehr. Ich glaube die machen sich einfach einen Spaß mit den Leuten und habe diesen Schalter…)

Und was beanstandet er bei mir? Die kurze Hose! Als wäre es Gott wichtig was ich anhabe! Ich hab mich ein bissi „nix verstehen“ gestellt und schon ließ er sich mit „Hose ein bissi runterziehen“ besänftigen.

Wir gehen weiter und suchen den Ticketschalter (rund 190 Leute unterschiedlichster Nationalität haben uns am Weg versichert, sie hätten wirklich günstige Tickets für die Fastlane). Hahaha.

Kein Eintritt in die Kapelle mit der großen Kuppel. Wir sind zuerst verstört, dann sehr erfreut.

Wir gehen also rein, laufen hin und her, schauen uns eine Menge Sachen an, gehen in den Keller und sehen die Gräber von ein paar Päpsten. Und lernen, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen Peterskirche und Petrusgrab gibt. Dass steht dort in der Mitte unter der Kuppel.

Ich höre meinen Papa in meinem Ohr, der mir sein Erlebnis mit der Kuppel mal erzählt hat, aber mehrere hundert Stufen schrecken mich ab auch da rauf zu gehen.

Wir sind voll überwältigt und finden der Besuch hat sich gelohnt (gratis aber nicht umsonst). Sabine hat je eh so ein Problem mit dem Karma – da hat sich sicher was gebessert – bei der größten Kirche der Welt!! 😂. Ich spür es schon, bin schon ein Käfer statt einer Ameise 💪🏻. Aber die Kerze hab ich wirklich nicht verschwinden lassen 😂.

Als nächstes möchten wir uns die Sixtinische Kapelle ansehen – und finden den Eingang am Ende eins riesigen Museums – das Vatikanmuseum- mit Eintritt natürlich. Die Welt ist wieder in Ordnung 👍

Diese Museum hat definitiv meinen Bedarf an Statuen für den Rest meines Lebens gedeckt. Die haben für das Museum alles zusammengetragen was geht. Ich will ja nichts unterstellen, aber ob die immer brav für alle Sachen gezahlt haben, das bezweifle ich… Und ob das alles geschenkt ist??

lalala… das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht meines – den Ohrwurm werde ich bis zur Sixtinische Kapelle nicht mehr los.

Dort angekommen werden wir sortiert und geleitet wie eine Herde Schafe auf den Weg ins Schlachthaus. Dazu schreit ein Wärter in ein Mikro : Silence, Silencio, schschsch.

Sie passen auf wie die Haftelmacher, dass niemand fotografiert. Daran halten sich auch alle brav. Wirklich alle? Eine kleine Familie aus Simmering hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Adam und den lieben Gott vom Michelangelo zu fotografieren. Schon vor 6 Jahren hat Dani damit begonnen und jetzt zuerst Sabine und dann ich. HA!!

In der Kantine trinken wir geweihten Cappuccino und Sabine beklagt sich über Fußweh und müde.

Fotografieren, wo man nicht darf – check ✅

An dieser Stelle muss ich einfach sagen, dass ich die römisch-katholische Kirche nicht mag. Kreuzzüge, Inquisition und Knabenmissbrauch sind schon schlimm. Aber der Tod von all den Frauen am Scheiterhaufen ist das Allerschlimmste. Wie großartig wäre unsere Welt, wenn diese Frauen weiter gelebt hätten! Ich bin fest davon überzeugt, dann wäre vieles besser. Aber vielleicht fängt nun das Jahrtausend der Frauen an. Meine Kollegen und ich können ja Fußball schauen gehen und Essen kochen. Vielleicht wird das die Menschheit vor dem Aussterben retten. Wenn ihr kocht, wird das die Menschheit leider nicht retten 😂

Nach dem Museum laufen wir noch über die Engelsburg und dem Phanteon zu einem hübschen Platz (Aperol 11 – Cola 7) und weiter zu dem Brunnen, wo auch ich schon Münzen reingeworfen habe. Das hat super was gebracht daher wurschtelt sich Sabine jetzt auch runter mit einer Hand voll Münzen. Wir werden sehen…

Dann treten wir den Heimweg an und nach Pizza und Rotwein bzw. Cola fallen wir ins Koma.

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