Wir fahren über geschlungene Straßen an der Küste entlang. Es geht rauf und runter und ich bekomme einen deutlichen Eindruck von der Gegend.
Der Abschied fiel uns schwer, denn der Campingplatz wirklich ruhig und so haben wir noch beim Wasserbunkern etwas Zeit vertrödelt und den Grauwassertank versucht auszuwaschen. Sabine hat sich schon beschwert, dass es etwas riecht in der Hilde…
Das Wasssersystem habe ich noch nicht so gut im Griff (komischerweise funktioniert das Stromsystem tadellos). Der Ausbau hat noch großes Potential. Vor allem, dass wir immer die Räder aus der Garage im Heck ausräumen müssen ist lästig. Ich werde wohl einige Änderungen vornehmen. Den Grauwasser und den Frischwasser Anschluss werde ich mit einer Druckleitung (Gardena – Fittinge) vom Tank an die hintere Wand verlegen, dann braucht man nur den Schlauch anstecken und kann Wasser bunkern. Eine Wasserstandsanzeige beim Frischwasser wäre dann wichtig 🙂
Was auch noch fehlt ist eine Entlüftungsleitung des Abwasserstrangs – weil der Siphon unter der Abwasch durch den Unterdruck immer entleert wird. Also habe ich schon was zu tun, nach dem Urlaub 🙂
Ich erzähle das so ausführlich, weil ich wenig die Spannung aufbauen will 🙂 Athen, das Ziel unserer Reise rückt näher. Beim Lidl decken wir uns noch mit Zutaten für einen griechischen Salat ein – unser geplantes Abendessen – und wir fahren über die teuerste Autobahn der Welt. Also ob die Autobahn teuer in der Herstellung war, bezweifle ich, aber alle zig Kilometer ist eine Maut Station und nachdem die Hilde kein PKW ist, kostet die Maut ein kleines Vermögen – als Beispiel: kostet die Maut für einen PKW 2,40 Euro, kostet die Maut für uns 8,70 Euro. Nur für den Sattelschlepper ist es noch teurer, der zahlt 14,20. Also ich beschwere mich nie wieder über unsere Vignette. Versprochen.
Am Nachmittag erreichen wir Piräus. Einer der größten Häfen Europas und ich bin erstaunt über die Kulisse, die in jedes Endzeitdrama super passen würde. Verlassene, rostige Großanlagen die irgendwas einmal produziert oder gelagert haben, Raffinerien und Tanks ohne Ende und natürlich rostige Trockendocks und Kräne für Containerschiffe. Die Straßen sind eine einzige Zumutung für Hildes Federung, wobei ich vermute, dass in der Nähe vielleicht tolle Straßen sind und Google Maps einfach ein Faible für anspruchsvolle Straßen hat.
Nach einer erstaunlichen 90 Grad Kurve mit kreativem Neigungswinkel (ala LeMans) fahren wir eine vierspurige Straße entlang und erreichen Athen. Rechts und links sehen wir viele Shops für Caterpillar, Waschmaschinen und Baumaterial. Dazwischen Wellblechhütten und insgesamt erweckt der erste Endruck, was wir über Athen gehört haben – die ärmste Metropole Europas.
Nach ein paar abenteuerlichen Manövern erreichen wir den Campingplatz mit den schlechtesten Bewertungen bisher. Aber da er relativ zentral ist, offenbar einer von zwei Plätzen in Athen ist und eine gute öffentliche Anbindung hat, haben wir uns für ihn entschieden und sind positiv gestimmt. Er liegt direkt neben der vierspurigen Autobahn und Sabine geht einchecken.
Etwas später winkt sie mir und ich fahre die Auffahrt zur Rezeption.
„Oh Madam, we do not have a licence for your car!“, schreit plötzlich die Dame, die in vielen Rezensionen als extrem unfreundlich beschrieben wird. Sabine und die Dame wechseln ein paar Worte – es endet damit, wir können nicht auf den Campingplatz, weil sie keine Versicherung für Camper hat, die selbst ausgebaut worden sind. Wir hören von diesem Umstand das erste Mal und Sabine – noch sehr freundlich – argumentiert mit den letzten 6 Wochen in Italien und Griechenland, wo wir bisher anstandslos einchecken konnten. Dann verlagert sich das Gespräch in die Rezeption.
Wenig später höre ich dann die Stimme von Sabine. HAHA, schade, dass ich nicht dabei bin! Die arme Dame hat ihre Meisterin gefunden. Sabine kommt aus der Rezeption, wir fahren die Auffahrt runter und sicherheitshalber schließt die Tochter der unfreundlichen Dame die Tore hinter uns!!! Na echt jetzt, ich hab sie von Beginn an ganz lieb und freundlich behandelt und dann schreit mich die Trutschen an. Ich hab geglaubt, ich träume! Die Interventionen der Tochter scheiterten, weil auch auf Englisch kann ich ihr sagen, dass sie eine unfreundliche Trutschen ist 💪🏻! Glaubt man ja nicht!
Wir fahren einen weiteren Google Maps Platz an, aber da ist weit und breit kein Campingplatz!!! Der Marker ist mitten auf der Straße in einem Wohngebiet. Online finden wir noch einen Platz, der aber nicht auf Google Maps verzeichnet ist – egal wir geben die Koordinaten ein und fahren los. (Gleich in der Nähe wäre auch der zweite Athena Campingplatz, aber die Rezensionen sind unterirdisch – eine meint es wäre ein Filmset aus The Walking Dead…. Sabine weigert sich standhaft – und nachdem die öffentliche Anfahrt 1 Stunde und 40 Minuten dauern würde, bin ich auch dabei – den Platz zu boykottieren). Die Rezension war der Hammer – „nur die Zombies fehlten“ stand da „oder hab ich sie nicht gesehen?“
15 km später kommen wir an. Eine Deutsche mit Hund ist so freundlich und redet uns an, weil wir vor einer versperrten Einfahrt stehen und meint, der Platz hat heuer geschlossen…
Also kein Campingplatz für uns in Athen!
Aber so leicht lassen wir uns nicht kleinkriegen (obwohl ich schon bereit bin weiterzufahren an den nächsten Strand), Sabine meint, dann stehen wir halt wild!
Wilde Hilde! Wir fahren zum Parkplatz unterhalb der Akropolis, weil da kann man angeblich frei stehen. Sagt ein Blog im Internet. Der Platz ist voll. Viele Touristen und vielleicht auch Gäste des Restaurants am Platz.
Mein Papa verfolgt offenbar online unsere Odyssee (Odyssee – in Athen, lustig oder?) und schlägt vor einen Parkplatz bei einer Kirche. Dort ist es schön ruhig, wir parken, aber da steht was unter dem Parkschild – natürlich in Cyrillisch!!! Ich poste das Bild auf Facebook (danke Sandra!!) und erhalte gleichzeitig mit Sabines Recherche die Übersetzung: „mit Bezahlung“.
Ich glaube, dass vielleicht jetzt – es dämmert schon – ein Platz frei ist am Parkplatz unter der Akropolis und wir fahren über Irrwege (danke Google – dein Map dreht sich wie ein Kompass am Nordpol) durch das alte Stadtviertel, das offenbar nur für Sänftenträger konzipiert ist, aber nicht für die Hilde, wieder zurück. Ein letzte Steigung, die wirklich an unseren Nerven zerrt, doch Hilde ist ein ganz brave, und wir kommen wieder zum Parkplatz.
Ein freundlicher Mann stellt sich uns in den Weg und erklärt uns, wir könnten gerne hier parken, pro Tag um 40 Euro. VALET Parking ist das Zauberwort – sie sind vom Restaurant und haben alle Schlüssel für die parkenden Autos der Restaurant Gäste. Wir zögern, fahren eine Runde um den Parkplatz und nach einer weiteren Verhandlung sind wir bereit 20 Euro zu zahlen und bekommen eine Nische am Rand. Für das Geld wird unsere Hilde auch bis 24 Uhr bewacht, es gibt Wasser, die Jungs sind wirklich nett, und Sabine ist froh, dass die Odyssee zu Ende ist.
Wir sind schon ein wenig angeschlagen nach dem langen Tag und beschließen nicht im heißen Camper auf dem Bett unseren griechischen Salat zu essen, sondern das Restaurant mit der großartigen Aussicht auf die beleuchtete Akropolis aufzusuchen.
Wir finden einen sensationellen Tisch mit Blick auf die Akropolis und ich bestelle ein 0,25l Cola um 4 Euro. Die Speisen sind auch nicht billiger, aber was soll’s, wahrscheinlich leben wir nur einmal.
Der Weg zurück zur Hilde ist kurz und wir checken in der Hilde ein. Leider ist es eine sehr heiße Nacht – 28 Grad um 5 Uhr in der Früh – und wir schwitzen ohne Ende, obwohl es windig ist und wir alle Türen öffnen. Die Nacht ist vor allem für Sabine schlimm, wegen der Hitze und für mich, weil ich Angst vor Einbrechern habe. Hau mich immer noch ab! 😂
Athen wird uns für immer in Erinnerung bleiben – das wissen wir jetzt schon! Vielleicht bekommt Athen in ein paar Jahren noch eine Chance, aber der Gesamteindruck der Stadt war bescheiden! Ich versuche die ganze Zeit herauszufinden, warum, aber irgendwie fehlt der Stadt der Flair!
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